Datenskandal an der Universität Potsdam: Juso-HSG Potsdam veranlasst Löschung veröffentlichter Studierendendaten

Stadt Potsdam, den 24.05.2011

Mit großem Entsetzen mussten wir am Freitag feststellen, dass im Intranet der Universität Potsdam eine Textdatei zum Download zur Verfügung gestellt wurde, welche sensible persönliche Daten (Vor- und Zunahme, Adresse, Fakultät, Studiengang) sowie die Matrikelnummern von ca. 20.000 Studierenden der Universität Potsdam als Klartext enthielt. Da das Universitätsintranet nicht nur von sämtlichen Studierenden und Mitarbeitern, sondern auch von den Besuchern der öffentlichen Universitätsbibliothek und der Computer-Pools aufgerufen werden kann, ist das ein gravierender Eingriff in die Datenschutzinteressen der Studierenden. Vor allem die Veröffentlichung der besonders sensiblen Matrikelnummern, welche z.B. bei Klausuren eine Pseudonymisierung und so eine höhere Chancengleichheit bei Prüfungen ermöglichen sollen, ist ein Skandal.

 

„Ich wollte erst meinen Augen nicht trauen, als ich mit einem einfachen Mausklick plötzlich Adressen und Matrikelnummern der gesamten Studierendenschaft auf meinem Rechner hatte. Als mir das Ausmaß der ganzen Sache klar wurde, durfte keine Zeit verloren gehen“, berichtet Denis Newiak, Mitglied des Studierendenparlaments. Der Datenschutzbeauftragte wurde sofort in Kenntnis gesetzt. Da von der Universitätsleitung am Freitag Abend niemand mehr zu erreichen war, konnte erst nach einigen Emails am Sonnabend zur Mittagszeit die Löschung der Liste durch die Kanzlerin, Obst-Hantel, bestätigt werden. Da sich zu diesem Zeitpunkt nicht ausschließen ließ, dass die Datei inzwischen in falsche Hände geraten ist, wurde am Montag Morgen (aufgrund der Emaillistenmoderation der früheste mögliche Zeitpunkt) die Studierendenschaft per Email über den Vorfall und dessen Ausmaß informiert und vor eventuellen kriminellen Angriffen (Phishing-Emails etc.) gewarnt.

 

„Dass die Wählerverzeichnisse vor den Senatswahlen öffentlich ausliegen, damit alle ihre Wahlberechtigung nachprüfen können, ist etwas völlig Normales und durch die Wahlordnung gedeckt. Aber es ist natürlich ein Unding, wenn sich jeder einfach den gesamten Datensatz auf seinen Rechner ziehen kann“, empört sich Enrico Schicketanz, ebenfalls für die Jusos im Studierendenparlament und ehemaliger Referent für Sozialpolitik im Allgemeinen

 

Studierendenausschuss (AStA). „Das Vertrauensverhältnis zwischen Studierendenschaft und Universitätsleitung ist spätestens seit der Entscheidung, Magister-, Staatsexamen- und Diplomstudierende bald zu exmatrikulieren, stark belastet. Wie die Entscheidung zur Zwangsexmatrikulation ist auch die Veröffentlichung dieser persönlichen Daten im Intranet für uns inakzeptabel“, kommentiert Steve Kenner, Juso-HSG-Mitglied im Studierendenparlament.

 

Die Juso-Hochschulgruppe fordert, dass nach dieser großen Panne eine restlose Aufklärung der Ereignisse stattfindet. So kann noch nicht genau rekonstruiert werden, von wem die Datei herunter geladen wurde. „Mit Sicherheit wollten die für diese Panne Verantwortlichen der Studierendenschaft nicht bewusst schaden. Doch die Zugänglichmachung dieser hoch sensiblen Daten ist keine Bagatelle. Eine Entschuldigung ist das Mindeste. Wenn die wichtigsten Fragen – wie über die Anzahl der Downloads sowie die genauen Umstände für dieses Fehlverhalten – geklärt sind, muss über Konsequenzen nachgedacht werden“, fordert Denis Newiak, auch Sprecher der Juso-HSG Potsdam.

 

In diesem Zusammenhang muss auch Paragraf 10 Absatz 2 der universitären Wahlordnung hinterfragt werden. Hier wird eingeräumt, dass an den Dekanaten Wählerverzeichnisse ausliegen dürfen, die auch die Matrikelnummern der Studierenden enthalten. Allerdings ist die Angabe der Matrikelnummern zur Prüfung der Wahlberechtigung bzw. für die Durchführung des Wahlvorgangs überhaupt nicht erforderlich. Die Juso-Hochschulgruppe wird darauf drängen, dass die Wahlordnung dahingehend geändert wird und in Zukunft kein systematischer Zusammenhang mehr zwischen Matrikelnummern und Namen der Studierenden hergestellt werden kann.

 

Die Belegkopie der Studierendendaten, welche im Rahmen der Aufdeckung des Skandals von einem Vertreter der Juso-HSG angefertigt wurde, ist inzwischen vom privaten Rechner sicher gelöscht. Dazu Denis Newiak: „Die Datei befindet sich nun zu Beweiszwecken auf einem separaten Datenträger. Mit Passwortschutz. In einem Bankschließfach.“

 

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