Peinliche Willkür der Politiker beim Thema „Seefestspiele“

Templiner Vorstadt, den 21.01.2011

Man stelle sich einmal vor, ein Unternehmer hat die Idee in Potsdam Mozarts Meisterwerk die „Zauberflöte“ auf die Bühne zubringen. Es soll nicht irgendeine Bühne sein, es soll eine Seebühne werden, schwimmend vor der Insel Hermannswerder, nicht elitär, sondern offen und erschwinglich für Alle und inszeniert unter Beteiligung von Potsdamer Musikern und Schülern. Investitionsvolumen rund 2,5 Millionen EURO.

 

Natürlich eine tolle Idee aber auch viele Fragen: Lärm- und Naturschutz, Verkehr die Logistik und auch das Risiko. In enger Abstimmung mit Stadt und Ämtern kommt der Unternehmer seinen gesetzlichen Pflichten nach und entwickelt ein Konzept, dass alle Auflagen und vor allem das sensible Umfeld berücksichtigt. Wer Potsdams Verwaltung und die vielen gesetzlichen Auflagen kennt, weiß, dass das allein schon eine respektable Leistung war.

 

Nicht zuletzt macht sich der Unternehmer die Mühe, die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung sowie die Mitglieder der betroffenen Ausschüsse über das Projekt zu informieren.

 

Wer jetzt glaubt, dass Politiker solch ein Prestigeprojekt, dass statt Fördermittel oder Unterstützung zu verlangen, Geld in den Haushalt spülen und den Tourismus in Potsdam beleben wird, begrüßen würden, der hatte noch nicht das Vergnügen im Kulturausschuss auf Vertreter von SPD, Grüne und die Andere zu treffen. Denn hier sehen sich Kunsthistorikerinnen, Berufspolitiker, Studenten und Regierungsangestellte als die besseren Unternehmer. So glauben Sie beispielsweise, dass die Schiffbauergasse doch viel besser für das Projekt geeignet wäre. Dass dabei gesetzliche Rahmenbedingungen des Schallschutzes nicht eingehalten werden könnten und ein Platzmangel bestehen würde ist für die eifrigen Politiker kein Argument – immerhin muss doch der, durch die Experten aus Potsdams Politik, geplante und nicht so recht laufende Kulturstandort, belebt werden.

 

Ein peinliches Argument, hatte man doch noch ein Jahr zuvor vollstes Verständnis dafür, dass die Potsdamer Jugend- und Soziokultur sich nicht so recht mit dem Kulturstandort identifizieren wollte und auf Kosten der Steuer- und Stadtwerkezahler ein ganz eigenes Domizil haben wollte. Noch peinlicher wird das ganze, wenn deren Vertreter Benjamin Bauer die Unternehmung auf die Schiffbauergasse verweisen will.

 

Noch nicht genug, denn ein weiterer kritischer Punkt ist das vorgelegte Verkehrskonzept. Natürlich ein Konzept, dass mit den Potsdamer Verkehrsbetrieben abgestimmt wurde und bei dem Experten herangezogen wurden, die bereits wahre Großprojekte koordiniert hatten. Nur man hatte vergessen, die Experten sitzen eben im Kulturausschuss. Bis zu 4.700 Besucher, das könne nicht funktionieren. Vielleicht hätte man Peter Paffhausen einmal fragen sollen, wie genau er die 100.000 Besucher zu seinem Stadtwerkefestival befördert hatte, knapp 5% davon sollten für ihn doch kein Problem darstellen, vor allem wenn man neben Bus und PKW auch an Fähre, Weiße Flotte und Wassertaxi denken würde.

 

Ein Haar in der Suppe gibt es da aber noch - den Namen „Seefestspiele“ denn immerhin hat Potsdam ja bereits die etablierten „Musikfestspiele Potsdam Sanssouci“ und da die staatlich finanziert sind und eine lange, erfolgreiche Tradition in Potsdam haben, sind diese nun natürlich besonders gefährdet. Der gemeine Bürger ist eben schnell verwirrt und sieht den Unterscheid zwischen „Seefestspielen“ und „Musikfestspielen“ nicht. Darum landet er ja auch, statt auf der Schlössernacht immer auf der Livenacht und ist verwirrt. Qualität, Ruf und Tradition der etablierten Festspiele interessieren den Bürger natürlich nicht - erstaunlich wie sehr die Politik an ihre Festspiele glaubt. Also wird gehandelt und mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linkspartei wird ein Antrag an den Oberbürgermeister gestellt, er möge auf einen anderen Namen für die Seefestspiele hinwirken. Völlig egal ob Marketingexperten es anders sehen, ob bereits viel Geld investiert wurde und neue Kosten entstehen würden. Das Risiko tragen ja nicht die Politiker.

 

Mal ehrlich - kann es sein, dass etwas gewaltig schief läuft in Potsdam? Glauben Politiker ernsthaft, dass sie gewählt wurden um als Unternehmensberater aktiv zu werden? Politik soll Rahmen und Regeln setzen und nicht nach eigenem Gutdünken und völlig undifferenziert in das Leben der Menschen eingreifen und diese Bevormunden. Wer auf so eine willkürlich Art und Weise, gegen jeden Sachverstand eingreifen will, hat in der Politik nichts verloren und schadet der Stadt Potsdam nachhaltig!

 

Kevin Lücke

Landesvorsitzender der Jungen Liberalen Brandenburg

 

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