Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft - Kreisverband Potsdam

 
 

Alleestr. 6A
14469 Potsdam

E-Mail:
www.gew-potsdam.org
Weitere Informationen  

Weitere Informationen:

 Übersicht
 Nachrichten
 Veranstaltungen
 Kurstermine
 Gastroangebote
 Filmvorführungen
 Fotoserien
 Stellenanzeigen
 
Pfeil nach rechts  

Vorstellung:

 

Vorschaubild Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft - Kreisverband Potsdam
Vorschaubild Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft - Kreisverband Potsdam

Schule kann gravierende Veränderungen von heute auf morgen nicht umsetzen, ohne dass letztendlich die Schülerinnen und Schüler die Rechnung dafür zahlen müssen. Dies wurde an den Ergebnissen der ersten zentralen Prüfungen (insbesondere im Fach Mathematik) in der Jahrgangsstufe 10 deutlich. Trotz der Warnungen vieler Schulpraktiker hatte die Regierungskoalition aus SPD und CDU an ihrer Vereinbarung festgehalten, in der Jahrgangsstufe 10 diese Prüfungen noch in dieser Legislaturperiode einzuführen. Bildungsminister Reiche erzeugte noch zusätzlichen Druck, um die Prüfungen bereits im Schuljahr 2002/03 stattfinden zu lassen. Allerdings fehlte eine wesentliche Voraussetzung: Die Unterrichtung nach den neuen Rahmenlehrpläne für die Sekundarstufe I. Sind es doch gerade die 10. Klassen, die noch nicht nach einem einheitlichen Rahmenlehrplan unterrichtet wurden. Insofern wäre es sinnvoll gewesen, zumindest noch ein Schuljahr mit der Einführung zentraler Prüfungen zu warten. Noch besser wäre es gewesen erst die Klassen zentral zu prüfen, die ab der Jahrgangsstufe 7 nach den neuen Rahmenlehrplänen unterrichtet wurden. Auch ein Probelauf wäre erforderlich gewesen, um anhand der dabei ermittelten Schülerleistungen zu testen, ob die Aufgabenstellungen ein der Situation in den Schulen (Lehr- und Lernbedingungen, Lernkultur) angemessenes Anforderungsniveau haben. Aber die Sache ist nun mal gelaufen, wie sie gelaufen ist. Und da helfen jetzt auch keine Schuldzuweisungen an diejenigen, die eine politische Entscheidung umzusetzen hatten: Weder an die Lehrkräfte, die mit großen zeitlichen Verzögerungen über die zentralen Prüfungen informiert wurden, noch an das Pädagogische Landesinstitut, das unter großem Zeitdruck die erforderlichen Entwicklungsarbeiten ohne die erforderlichen zusätzliche Arbeitskapazitäten zu leisten hatte. Aus meiner Sicht sind die schlechten Leistungen Ergebnis einer politischen Fehlentscheidung, die nur noch dadurch korrigiert werden konnte, dass bei zu schlechten Ergebnissen an einer Schule die schriftlichen Prüfungen wiederholt werden konnten, obwohl die Prüfungsbestimmungen in der Sekundarstufe I - Verordnung dies nicht vorgesehen haben (Wie sicher musste man sich eigentlich sein, wenn man überhaupt keine Vorsorge für einen solchen Fall trifft?). Das hatte zusätzliche Belastungen für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte zur Folge, wobei die Gesamtschulen mit GOST und die Gymnasien auf Grund der parallel laufenden Abiturprüfung besonders stark belastet waren. Und nicht zuletzt waren es die Schulleiterinnen und Schulleiter sowie die Lehrkräfte, die den Eltern allein Rede und Antwort stehen mussten, wenn die Prüfungsergebnisse an einer Schule besonders schlecht ausgefallen waren. Ich hätte an dieser Stelle von der Landesregierung erwartet, dass sie die politische Verantwortung übernimmt und der Öffentlichkeit die wahren möglichen Ursachen benannt hätte. In der Sekundarstufe I steht im kommenden Schuljahr die Einführung einer fünften Pflichtprüfung auf der Agenda. Die jetzt gesammelten Erfahrungen sollten dazu führen, dass dieses Projekt zunächst zurückgestellt wird, um eine langfristige und gute Vorbereitung dieser Maßnahme zu ermöglichen und die Defizite bei den derzeitigen zentralen Prüfungen zu beseitigen. Im übernächsten Schuljahr stehen dann die zentralen Abiturprüfungen in's Haus. Auch hier ist festzustellen, dass die entscheidenden Grundlagen, die neuen Rahmenlehrpläne für die gymnasiale Oberstufe, zu diesem Zeitpunkt fehlen; Die curricularen Vorgaben können und werden diese nicht ersetzen. Auch der aktuelle Stand der Vorbereitungen auf die zentrale Abiturprüfung, wie er sich zum Ende des Schuljahres darstellt, ist aus meiner Sicht beunruhigend. Bis heute liegen weder Vorgaben für prüfungsrelevante Inhalte und Schwerpunktthemen noch grundlegende Informationen für die Durchführung der zentralen Abiturprüfung (z.B. Struktur und Arten der Aufgaben sowie Auswahlmodus für die Aufgaben) oder gar Aufgabenbeispiele vor. Ein ähnlich schlechtes Ergebnis der Abiturprüfung hätte für die Abiturientinnen und Abiturienten noch schlimmere Konesequenzen, als das für die Absolventinnen und Absolventen der Sekundarstufe I der Fall war. Ich halte es deshalb für falsch, die Einführung der zentralen Abiturprüfungen über's Knie zu brechen. Das soll keine Verhinderungsstrategie sein, jedoch die Aufforderung darüber nachzudenken, ob die Zeitschiene für eine optimale Vorbereitung im Interesse aller Beteiligten wirklich realistisch ist. Zumindest erwarte ich, dass entsprechende Konsequenzen aus den Erfahrungen bei den ersten zentralen Prüfungen im Land Brandenburg gezogen werden. Mein Fazit: Die Schule in Brandenburg musste in den vergangenen Jahren eine Menge Veränderungen über sich ergehen lassen, sinnvolle und notwendige aber auch überflüssige. Eine systematische Reform war, besonders in den letzten Jahren, aber nie zu erkennen. Ich meine, dass eine solche politische Praxis, die allerdings nicht nur in Brandenburg wahrzunehmen ist, unsere Schulen qualitativ nicht verbessern wird. Wenn wir erfolgreich sein wollen, brauchen wir neben einer sachgerechten personellen Ausstattung endlich auch schulpolitische Kontinuität und Zuverlässigkeit! (Quelle: gew-potsdam.org)